Offener Brief an Bezirkstagspräsident Josef Mederer

Sehr geehrter Herr Bezirkstagspräsident,

Ihre Äußerungen zu den Diskussionen zwischen dem Kleinen Theater und einigen Anwohnern, wie sie gestern in der SZ zu lesen waren, bedauere ich sehr. Hierbei nehme ich an, dass diese Äußerungen in dem ausführlichen Bericht richtig wiedergegeben sind. Diese Äußerungen  sind leider für die Lösung der Probleme, die diesen Diskussionen zugrunde liegen, in keiner Weise hilfreich. Dabei ist klar, dass für diese noch zu findende Lösung die Belange des Theaters und die der Anwohner jeweils angemessen berücksichtigt werden müssen, wie ich es neulich in der Sitzung des Gemeinderats angemerkt habe.

Es hat mich enttäuscht, in welch einseitiger Weise Sie gegen Ihre eigenen Leute öffentlich Stellung bezogen haben. Das ist kein akzeptables Führungsverhalten.

Bemerkenswert ist weiterhin Ihr Versprechen, dass „die für aktuell für Open-Air-Veranstaltungen genutzte Fläche nächstes Jahr nicht mehr bespielt wird“. Da  bekanntlich am 08. Oktober auch Bezirkstagswahlen stattfinden werden und Sie dem nächsten Bezirkstag von Oberbayern nicht mehr angehören, geschweige denn das Amt des Bezirkstagspräsidenten weiterführen werden, ist dies eine irritierende Aussage.    

Was mir auch gefehlt hat, ist ein deutlicher Hinweis auf die außerordentlich erfolgreiche Entwicklung des Kleinen Theaters in den letzten Jahren, die ganz wesentlich das Verdienst seines Intendanten, Herrn Riedel-Rüppels, ist.

Ausgesprochen merkwürdig finde ich zudem Ihre Bemerkung, es sei nicht Auftrag des Theaters, „Erfolg um jeden Preis“ anzustreben und „Umsatz- und Gewinnmaximierung“ zu betreiben. Ich erinnere mich noch an die Gespräche vor einigen Jahren zwischen dem Bezirk Oberbayern und der Gemeinde Haar über die Zukunft des Kleinen Theaters und den Umfang der möglichen finanziellen Unterstützung durch Bezirk und Gemeinde. Wir waren uns damals einig, dass das Kleine Theater, wenn es die Anfangsphase überleben wolle, den Großteil seiner Kosten selbst werde einspielen müssen. Wenn das Kleine Theater dies inzwischen erreicht hat, ist dies ein weiterer Erfolg. Daraus einen Vorwurf zu machen, ist – diplomatisch formuliert – widersprüchlich.    

Ich bitte Sie, in der weiteren Behandlung dieser Angelegenheit, soweit sie Ihnen obliegt, eine ausgewogenere und konstruktivere Haltung einzunehmen. Ich sehe andernfalls ernsthafte Gefahren für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Kleinen Theaters. Eine Gefährdung des Kleinen Theaters dürfte jedoch nicht im Interesse des Bezirks Oberbayern liegen.

Da Sie es für angemessen gehalten haben, sich öffentlich zu äußern, werden Sie Verständnis dafür haben, dass auch ich meine Stellungnahme veröffentliche. 

Mit freundlichen Grüßen

Dietrich Keymer                 

Fraktionsvorsitzender und stellv. Ortsvorsitzender